Aktuell



Warning: Trying to access array offset on value of type bool in /home/gebertr1/www/industrienacht/wp-content/themes/eventim/single.php on line 113

Warning: Trying to access array offset on value of type bool in /home/gebertr1/www/industrienacht/wp-content/themes/eventim/single.php on line 128

Interview mit Stefan Bütikofer, Gemeinderat Lyss, Grossrat und Gymnasiallehrer

Stefan Bütikofer, Gemeinderat Lyss, Grossrat und Gymnasiallehrer

 

Interview Manuela Gebert

Wie war das Jahr 2020 für Sie persönlich?

Wie alle Menschen auch, war das Jahr geprägt durch die Corona-Pandemie. Am Einschneidensten habe ich die Limitierung der Kontakte erlebt – einerseits beruflich, bedingt durch Homeoffice und Fernunterricht, andererseits privat und in Vereinen.

 

Worauf mussten Sie wegen Covid-19 verzichten, was haben Sie dadurch gewonnen?

Wie erwähnt musste ich auf viele Kontakte verzichten. Die Vereinstätigkeit, etwa das Chorsingen, hat mir auch gefehlt. Vor allem im ersten Lockdown im März fielen auch etliche Sitzungen aus aufgrund der damals geltenden Massnahmen. Dadurch habe ich viel Zeit gewonnen und hatte seit langer Zeit wieder eine ziemlich leere Agenda.
Gewonnen habe ich auch in Sachen Digitalisierung. Waren mir bis vor Corona Videokonferenzen relativ fremd, komme ich damit nun sehr gut zurecht. In diesem Bereich ist allgemein sehr viel passiert im letzten Jahr.

 

Als Lehrer am Gymnasium Biel Seeland hatten/haben Sie mit den sich immer wieder verändernden Massnahmen auf Bundes- resp. Kantonsebene zu tun und sind sicher im Austausch mit ausserkantonalen Lehrpersonen. Wie schneidet der Kanton Bern aus Ihrer Sicht im Vergleich zu anderen Kantonen ab?

Aus meiner Sicht schneidet der Kanton Bern gut ab. Klar gibt es immer Verbesserungspotential. So wurden beispielsweise einige Entscheide sehr kurzfristig kommuniziert. Es ist aber in dieser Situation auch normal, dass Entscheidungen z. T. sehr kurzfristig getroffen werden müssen.

 

Durch Ihr Amt im Gemeinderat von Lyss und als Grossratsmitglied des Kantons Bern sind Sie in der Exekutive sowie in der Legislative tätig. Welche Herausforderungen gab es auf den beiden Ebenen zu bewältigen?

Die Hauptherausforderung in der Exekutive war sicher der Entscheidungsdruck und die sich immer ändernden Rahmenbedingungen. Vor allem zu Beginn der Pandemie war sehr wenig bekannt und die Rahmenbedingungen änderten sich beinahe täglich. Entsprechend hoch waren damals der Sitzungsrhythmus und auch die Unsicherheit. Weiter galt es den Betrieb der Gemeinde sicherzustellen.
Auf Stufe Legislative lag die Schwierigkeit in der langen Reaktionszeit des parlamentarischen Systems. Kurzfristige Entscheide können kaum gefällt werden. Wichtig ist aber, dass das Parlament die Regierung kontrolliert hat und auch korrigierend eingreifen konnte, so etwa bei der Umsatzuntergrenze für unterstützte Unternehmen.

 

Wie sehen Sie die Situation einerseits aus Sicht der Gemeinde, andererseits aus Sicht als Grossrat?

In beiden Rollen machen mir die langfristigen Folgen der Pandemie Sorgen: Wie entwickeln sich die Einnahmen für die öffentliche Hand? Wie rasch erholt sich die Wirtschaft? Welche Perspektiven haben Menschen, die in die Arbeitslosigkeit oder in die Sozialhilfe abgerutscht sind? Wie steht es um die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen?
Das Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar und es wird immer heller. Trotzdem werden wir gewisse Folgen der Pandemie wohl noch lange spüren.

 

Wo versagt/e die Schweiz, der Kanton Bern? Was hätten Sie sich anders gewünscht?

Im Nachhinein ist man in vielen Fällen klüger. So hätten eine frühere Einführung der Maskenpflicht oder eine raschere Reaktion vor der zweiten Welle vermutlich Sinn gemacht. Auch die Unterstützung von stark betroffenen Unternehmen ist nicht optimal angelaufen. Trotzdem denke ich, dass die Schweiz und der Kanton Bern vieles richtig gemacht haben. Wir hatten nie eine Ausgangssperre, die Schulen waren grösstenteils geöffnet und die Bevölkerung wurde mit in die Verantwortung genommen. Wir sind auch in der glücklichen Lage, finanzielle Unterstützungen für Kurzarbeit oder für Umsatzeinbussen auszahlen zu können. Auch das ist international betrachtet nicht selbstverständlich.

 

Was sind die Stärken der Schweizer Bildungslandschaft?

Die Stärken sehe ich in der hohen Qualität und in der Durchlässigkeit. Die Ausbildungsqualität in der Schweiz ist sehr hoch und geniesst international einen sehr guten Ruf. Durch die Durchlässigkeit und die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es verschiedene Wege zum Ziel und das erhöht die Chancengerechtigkeit.

 

Was sind die Forderungen der Bildungsinstitutionen für die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft?

Die Anforderungen an die Ausbildung werden nicht kleiner. Vieles ist im Wandel und mit der zunehmenden Digitalisierung wird sich dieser Wandel noch beschleunigen. Eine gute Ausbildung und vor allem Weiterbildungsmöglichkeiten werden wichtiger denn je. Hier gilt es, die Institutionen für diese Entwicklungen vorzubereiten und die Stärken unseres Bildungssystems zu erhalten.

 

Warum soll sich ein junger Mensch für eine Berufslehre entscheiden?

Wie erwähnt, ist die Qualität der Schweizerischen Berufsausbildung sehr hoch. Sie bildet deshalb ein gutes Fundament für das Berufsleben, sei es in der Schweiz oder international. Tragen wir Sorge dazu!