Aktuell



Warning: Trying to access array offset on value of type bool in /home/gebertr1/www/industrienacht/wp-content/themes/eventim/single.php on line 113

Warning: Trying to access array offset on value of type bool in /home/gebertr1/www/industrienacht/wp-content/themes/eventim/single.php on line 128

Interview mit Hannes Hauri, Senior Vice President Business Area GROUND, RUAG AG

Hannes Hauri, Senior Vice President Business Area GROUND, RUAG AG

 

Wie war das Jahr 2020 für Sie persönlich?

Eine Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Trotzdem hat es auch interessante Erkenntnisse gebracht, ich denke für jeden von uns. Für mich stellt sich nur die Frage ob wir Willens sind, aus diesen gewonnenen Erkenntnissen auch Konsequenzen zu ziehen. Stichworte sind Versorgungssicherheit, Krisenvorkehr, Anpassen von Lieferketten… Oder ob wir zurück zum courant normal gehen, ohne etwas gelernt zu haben.

 

Worauf mussten Sie wegen Covid-19 verzichten, was haben Sie dadurch gewonnen?

Im beruflichen wie im privaten Umfeld haben die eingeschränkten Kontakte die tiefsten Spuren hinterlassen. Ich stelle fest, dass insbesondere Teams, die eigentlich sehr gut zusammenarbeiten, in der «Skype-Zeit» während der Pandemie an Zusammenhalt verloren haben. Aufbau neuer Strukturen oder Partnerschaften brauchten viel mehr Zeit. Es zeigt uns, dass wir auf physische Kontakte angewiesen sind, um optimal zu funktionieren. Ein Reduzieren der gegenseitigen Wahrnehmung auf Ton, Bild und Text geht auf Dauer nicht. Und dennoch hat gerade die Digitalisierung einen enormen Schub erhalten. Es geht nun darum, den richtigen Mix zu finden.

 

Da die RUAG auch international tätig ist, hatten und haben Sie es mit verschiedenen Reaktionen von Regierungen auf Covid-19 zu tun. Wie schneidet die Schweiz aus Ihrer Sicht im Vergleich zu andern Ländern ab?

Das ist natürlich meine ganz persönliche Meinung. Ich denke, die Schweiz hat es im Vergleich insgesamt ganz gut gemacht. Was ich nicht gut fand ist die Kommunikation. Ich bin der Meinung, dass nur der designierte Verantwortliche kommunizieren sollte. Das ist in jeder Firma und in der Armee auch so.

 

Wo versagt/e die Schweiz? Was hätten Sie sich anders gewünscht?

Es zeigte sich, dass die Schweiz mit der Gesamtverteidigungsübung 2014 eigentlich gute Grundlagen für die Pandemievorkehr erarbeitet hatte. Aber die konsequente Umsetzung der Erkenntnisse hat aus diversen Gründen nicht funktioniert. Man muss nicht nur A sagen, sondern auch B, sprich die notwendigen Finanzen bereitstellen. Und das gilt nicht nur für Pandemien.

 

Wie geht es der Firma seit Beginn der Covid-Krise?

Glücklicherweise wurden wir von grösseren Ausbrüchen von Covid verschont. Das ist zum einen Teil der konsequenten Umsetzung von Schutzkonzepten, aber auch der grossen Eigenverantwortung unserer Mitarbeitenden zu verdanken. Der Impact von Quarantänen und der Schutz von besonders gefährdeten Mitarbeitenden hat dennoch finanziell Spuren hinterlassen. Insbesondere im Unterhaltsbereich der schweren Systeme gibt es kein Homeoffice, und die Mitarbeitenden erbringen ihre Leistung zu Gunsten der Armee selbstverständlich vor Ort. Wir sind uns bewusst, dass wir Teil der Sicherheit unseres Landes sind. In jeder Lage.

 

Welche Massnahmen wurden getroffen, um das Schiff auf Kurs zu halten?

Wo möglich galt bei uns die Homeoffice-Pflicht. Aber wie gesagt kann ein F/A-18 oder ein Kampfpanzer Leopard nicht zu Hause repariert werden. In solchen Fällen wurden im Rahmen der Schutzkonzepte gewisse Arbeitsabläufe so gestaltet, dass die Mitarbeitenden mit den nötigen Abständen arbeiten konnten; quasi seriell statt parallel. Dies hatte natürlich einen Einfluss auf die kalkulierten Stunden und somit finanzielle Bedeutung. In enger Absprache mit armasuisse und der Armee haben auch wir die Prioritäten zur Leistungserbringung wo nötig angepasst.

 

Was sind die Stärken der Schweizer Industrie?

Flexibilität und die Fähigkeit, unternehmerische Freiheiten zu nutzen.

 

Was sind die Forderungen der Industrie für die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft?

Planungssicherheit, keine coronabedingten Sparprogramme der öffentlichen Hand zu Lasten der Industrie, keine unnötigen administrativen und standortbezogenen Auflagen.

 

Warum soll sich ein junger Mensch für das Erlernen eines Industrieberufs entscheiden?

Berufe im Rahmen der Digitalisierung sind wichtig, ortsunabhängig, zukunftsorientiert. Auch wir in der Industrie nutzen diese Möglichkeiten. Aber so wie das digitale Layout eines Magazins erst gedruckt wird bevor es zum Kunden kommen kann, so leistet die Industrie ihren Beitrag vom digitalen Plan zum realen, nutzbaren Produkt. Ich persönlich bin immer wieder beeindruckt vom Fahr- Lenkgetriebe unseres Leopard 2-Panzers. Es besteht aus 14’000 Teilen. Vom Gussgehäuse über hoch präzise Zahnräder und Federn bis hin zu hydraulischen Komponenten. Dazu braucht es smarte Logistiker, top-mechanische Spezialisten, fähige Teamleiter und ein breites Wissen, um zeitgerecht dem Kunden sein Getriebe bereit zu stellen. Das ist das Faszinierende bei uns in der Industrie. Hier arbeiten Menschen Hand in Hand zusammen!